1993
Giuseppe Verdi
"LA TRAVIATA"
Premiere: 24. Oktober 1993
Deutsches Nationaltheater Weimar
Musikalische Leitung: Hans-Peter Frank
Inszenierung: Matthias Oldag
Bühne: Dieter Lange
Besetzung: Yvonn Füssel-Harris, Christine Hansmann, Karin Kurzendörfer/Ilona Streitberger, Tom Martinsen/Jacek Rogowski, Michael Junge/Karoly Szilagyi, Peter Slavov, Volker Schunke, Herbert Dudzik, Thomas J. Carson
"...Eine Gesellschaft, die im Glashaus sitzt und doch mit Steinen wirft, ist der kühl unsentimentale Rahmen,
in dem die mit großem Beifall aufgenommene "La Traviata" im Weimarer Nationaltheater spielt, Matthias Oldag -
in nur drei Jahren in Dresden, Bielefeld und Weimar zum vielversprechenden Regisseur des Musiktheaters gereift
- verzichtet auf das gefühlige Parfüm, das man bei Verdi gewohnt ist. Aber seine Inszenierung ist auch nicht
aufgesetzt profilwütig, sondern entwickelt ihre pessimistische Deutung aus der Partitur, immer musikkonform.
..“
Nümberger Nachrichten
"...Die gleiche Konsequenz, mit der der junge Regisseur Matthias Oldag in seinem großartigen "Boris Godunow"
den menschlichen Befindlichkeiten nachspürte, mit der er beklemmend aktuell war ohne je billig zu aktualisieren
- diese gleiche Konsequenz begegnet uns in seiner Weimarer "La Traviata"... Selten wird uns dies so deutlich
gemacht, wie in der harten, gnadenlosen Welt, die Oldag zeichnet und durch keine üppigen Festbilder, keine
schimmemden Ballroben mildert. Kahle, gläserne Räume hat ihm Dieter Lange für diese" Traviata" gebaut,
zerbrechlich wie die Menschen, die in Ihnen agieren, Käfigen gleich, in denen sie gefangen sind und doch immer
preisgegeben sind den schamlos-neugierigen Blicken von draußen, vor denen es nicht ein Winkelchen Intimsphäre
gibt...“
MDR-Kultur
"...So mutig und kühn, so frei von parfümierter Sentimentalität hat man Verdis "La Traviata" lange nicht
gesehen wie jetzt am Nationaltheater Weimar. Das Publikum applaudierte begeistert ... Ein letztes Mal kehrt
diese Gesellschaft zurück, als Kamevalsnarren, so anmaßend wie armselig, von oben auf die unten Sterbende
kaltschnäuzig herabblikkend. Das ist nicht mehr die Ihre, die da verreckt, sondem eine ausgestoßene, meinen
sie, nicht erkennend, daß sich Violetta längst selbst von ihnen abgewendet hat, den Tod mit Sehnsucht suchend,
wo die Sucht nach Leben und Liebe sich als Trug erwiesen hat...“
Welt am Sonntag
"...Oldag wagt sich über das Klischee hinaus, will die Wahrheit auf die Bühne bringen ... Um das „zu spät",
das am Ende immer schmerzlicher bewußt wird, kommt er nicht herum, aber es ist nicht unvermeidbares Schicksal,
es ist das Ergebnis eines mit theatralischem Gestus zugespitzten ungewöhnlichen Dreieckskonflikts...“
Thüringer Landeszeitung
"...Oldag zieht behutsam den Vorhang auf, die Verblichene begegnet ihrer Traumwelt im Glashaus, wo mit
Sektkorken anstatt mit Steinen geworfen wird, wo die falsche Moral im Zerrspiegel den schrägen Bach runtergeht
.. Oldag krallt Violette in das Fleisch desjenigen, den sie nicht halten konnte. Am Ende öffnet Sich die Hölle,
das "Oh, mio dolor" fassungsloser Betrachter. Schlußjubel und Bravos...“
Thüringer Allgemeine